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Den Anfang im kulinarischen Jahreskalender macht der heimische Spargel, der je nach Region in Deutschland ab Ende März gestochen wird. Die ersten deutschen Erdbeeren gibt es ab Ende April. In Hessen startete in diesem Jahr die Spargelsaison am 5. April und die hessischen Erdbeerbetriebe haben am 5. Mai ihre Saison offiziell eröffnet. So früh ist das nur möglich, weil die Landwirtinnen und Landwirte mithilfe von Abdeckfolien und Folientunneln die klimatischen Bedingungen entsprechend anpassen.

So können sie im Wettbewerb mit Erzeugern aus wärmeren Ländern bestehen, die ihre Ware schon früh im Jahr auf den heimischen Markt bringen. Kürzere Wege sind nicht nur besser fürs Klima.

Ob Spargel aus Griechenland und Peru oder Erdbeeren aus Spanien und Marokko – Importware hat immer lange Transportwege hinter sich und verursacht jede Menge unnötige klimaschädliche CO2-Emissionen. Die Wegstrecken haben außerdem einen enormen Einfluss auf die Qualität.

Spargel ist ein edles und sehr empfindliches Gemüse, das rasch an Frische und Aroma verliert. Regional geerntete Stangen kommen innerhalb von 24 Stunden bei uns in den Handel und meist noch schneller in die Verkaufsstände. Sie sind deshalb viel zarter im Geschmack als importierte. Das gleiche gilt für heimische Erdbeeren. Sie reifen nicht nach und schmecken vollreif und feldfrisch einfach am besten. Hinzu kommt, dass hiesige Erdbeerbetriebe bei der Sortenwahl auf eine große Vielfalt zurückgreifen können und sich aufgrund der kurzen Lieferwege auf wohlschmeckende Sorten konzentrieren. Dagegen werden importierte Früchte in erster Linie auf Transportfähigkeit gezüchtet, um den langen Lieferweg zu überstehen, der Geschmack steht nicht im Fokus.

Trotz der vielen Qualitätsvorteile ist es für heimische Erzeugerinnen und Erzeuger extrem schwierig, sich auf dem deutschen Markt gegen billigere Importware aus wärmeren Ländern in Südeuropa, Nordafrika oder Südamerika durchzusetzen. Spargel und Erdbeeren aus diesen Regionen schwämmen immer früher auf den deutschen Markt und sind außerdem unter anderem aufgrund der viel niedrigeren Arbeitslöhne für die Erntehelfer um einiges günstiger.

 

Folien sparen Wasser und andere Ressourcen

Um in diesem Wettbewerb bestehen zu können, müssen heimische Erzeugerinnen und Erzeuger effizient arbeiten. Dazu gehört unter anderem der Einsatz von Folien, die Sonnenstrahlen absorbieren, die Erde erwärmen und so das Wachstum der Spargel- und Erdbeerpflanzen im Frühjahr fördern. Das ermöglicht eine frühere Ernte im Jahr und insgesamt höhere Erträge. Die Bodenabdeckung bietet aber nicht nur Wettbewerbsvorteile für die Betriebe, sondern wirkt sich auch positiv auf die Umwelt aus.

Beispielsweise leistet der Folieneinsatz einen wichtigen Beitrag für eine ressourcenschonendere Lebensmittel- erzeugung. So reduzieren Folien den Wasserverbrauch im Spargel- und Erdbeeranbau deutlich, weil die Feuchtigkeit durch die Abdeckung nicht so leicht aus dem Boden verdunsten kann. Außerdem minimiert die Abdeckung Winderosion und erhält so die Bodenfruchtbarkeit der Felder. Auch auf die Biodiversität wirkt sich die Folie positiv aus. Denn die Wärme- und Feuchtigkeitsoptimierung unter der Plane fördert die Aktivität des Bodenlebens. Und nicht zuletzt schützt eine Bodenabdeckung die Pflanzen vor Schädlingen, denen die Folie es schwer macht, sich auszubreiten. Dadurch werden weniger Pflanzenschutzmittel benötigt.

Auch Sonnentunnel, in denen vor allem frühe Erdbeer- sorten wachsen, nutzen sowohl den heimischen Landwirtinnen und Landwirten als auch der Umwelt. In den Tunneln ist es um einiges wärmer als die Umgebungstemperatur, sodass die Früchte früher reifen. Zusätzlich schützen sie die empfindlichen Beeren vor Regen und anderen widrigen Wettereinflüssen. Das hat auch weniger Probleme mit pilzlichen Erregern wie Schimmel zur Folge. Weil die Pflanzen im geschützten Anbau insgesamt weniger anfällig sind, reduziert sich auch hier der Pflanzenschutzmitteleinsatz erheblich.

 

Bewusster Umgang mit Kunststofffolien und -tunnel in der Landwirtschaft

Der Einsatz von Kunststofffolien und -tunneln in der Landwirtschaft ist trotz vieler Vorteile nicht unumstritten. Die heimischen Erzeugerinnen und Erzeuger sind sich ihrer Verantwortung bewusst und gestalten den Folieneinsatz so umweltverträglich wie möglich. Sie achten zum Beispiel darauf, dass die Felder nie vollständig bedeckt sind, so dass Vögel und Amphibien noch Nahrung finden können. Auch die langjährige Nutzung und das fachgerechte Entsorgen des Materials sind den Erzeugerinnen und Erzeugern wichtig, denn auf Dauer hat Folie nichts in der Natur zu suchen. Dafür hat zum Beispiel der Arbeitskreis Spargel Südhessen ein gemeinsames Rücknahme- und Recyclingkonzept entwickelt. Damit sorgt er dafür, dass die Folie nach ihrer Verwendung vollständig eingesammelt und der Kreislaufwirtschaft zugeführt wird. 2022 haben die südhessischen Erzeugerinnen und Erzeuger gemeinsam rund 360 Tonnen Polyethylen-Folie gesammelt und recycelt.

 

Globale Auswirkungen

Ob hüben oder drüben: Spargel und Erdbeeren sind anspruchsvolle Sonderkulturen. Sie benötigen den richtigen Standort, einen nährstoffreichen Boden und – ganz wichtig – ausreichend Feuchtigkeit. In den südlichen Regionen, aus denen wir nicht nur Spargel und Erdbeeren importieren, ist eine viel stärkere künstliche Bewässerung auf den Feldern erforderlich als in unseren Breitengraden. Die dort bereits jetzt schon herrschende Wasserknappheit wird dadurch weiter verstärkt. Das kann verheerende Folgen für Mensch und Natur nach sich ziehen und schlimmstenfalls sogar zu Versorgungsengpässen führen.

Weiterführende Informationen:
Gutes aus Hessen

Foto: Roman Kraft, unsplash.com