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Zur Lage des Wassers

Für die Deutschen kommt Wasser seit Jahrzehnten selbstverständlich aus der Leitung. Doch im Laufe des Jahres 2022 haben die Bilder von vertrocknenden Seen und leerlaufenden Flüsse etwas verändert. Nach Befragungen von Allensbach fiel der Anteil der Deutschen, die die Wasserversorgung auch zukünftig für gesichert hielten, von 61% auf 46%. Aber rund 50% sind immer noch völlig sorgenfrei und 95% halten das deutsche Leitungswasser für gut.

Fachleute verorten den „Kipppunkt“ der Grundwasser- neubildung etwa im Jahr 2002. Hochrechnungen zu den Klimafolgen sehen bis 2050 weitere 30% Rückgang. Die Bundesländer haben zum Wasser unterschiedliche Prioritäten gesetzt. Das beklagt die Qualitätsgemein- schaft Bio-Mineralwasser schon lange. Dies Informationslücke besteht auch mit Blick auf die Qualität unseres Wassers.

Den meisten Bürgern ist aus den Medien bestenfalls das Nitratproblem in unserem Wasser ein Begriff. Die Grafik zeigt die seit 1950 kontinuierlich anschwellende Flutwelle der unterschiedlichsten Verschmutzungen von Grund- und Trinkwasser. Diese Entwicklung wurde in den Medien nie thematisiert und auch von der Politik ignoriert. Die Effekte sind mittlerweile sicht- und spürbar: So teilte kürzlich der Leiter eines großen Trinkwasserversorgungs- verbands in Ostbayern mit, dass er seit 1990 über 100 Brunnen aus qualitativen Gründen schließen musste.

All dies hat eine Diskussion zur Priorisierung zur Folge: Wer bekommt noch was und wieviel, wenn es knapp wird. Politik und Öffentlichkeit sind der Meinung, dass dann die öffentliche Versorgung Vorrang haben. Durchdacht ist diese Position allerdings nicht, schon wenn man sich anschaut, wofür das Wasser letztlich verwendet wird: So stellt sich z. B. die Frage, ob angesichts eines Verbrauchsanteils von nur rund 4% für Essen und Trinken und ganzen 96% für Bad, Toilette, Autopflege etc., die öffentliche Versorgung tatsächlich immer umfängliche Priorität bekommen muss, etwa vor der Lebensmittelindustrie mit ggf. 100% Anteil der Ver- wendung für den Lebensmittelzweck.

 

Handlungsmöglichkeiten in der Lebensmittelproduktion

Rund 70% der weltweiten Wasserressourcen verschlingt die Landwirtschaft. Gurken aus Spanien sind ebenso durstig wie Mandeln aus Kalifornien. Aber auch in gemäßigteren Klimazonen wird in der Landwirtschaft viel Wasser verbraucht. Allein, bisher hat sich in Mittel- europa bestenfalls der Gemüsebau mit Fragen der Bewässerung beschäftigt. Aber jetzt schreit die ganze Landwirtschaft nach Zugang zur Bewässerung. Da müssen Fragen der sparsamen Bewässerung (z. B. durch Tröpfchenbewässerung) und wie die Investitionen dafür zu stemmen sind, bei allen Einkäufern landwirtschaftlicher Produkte auf den Tisch.

Aber auch die Lebensmittelhersteller sowie kommunale Akteure sollten neu über die Wasserversorgung nachdenken und nicht mehr darauf verlassen, dass etwas aus dem Hahn kommt, wenn man ihn aufdreht. Dazu eine Übersicht von Anregungen:

1. Die Nutzung von Tiefengrundwasser muss den Unter- nehmen vorbehalten werden, die auf diese Qualität unabdingbar angewiesen sind, wie Mineralbrunnen und Babynahrungshersteller, sowie als Anreiz für diejenigen die sich besonders für den Wasserschutz engagieren, wie die Hersteller von Biolebensmitteln.

2. Wo es regional möglich ist, muss der Industriebedarf durch Oberflächenwasser und oberflächiges Grundwasser gedeckt werden, auch wenn dieses durch die Betriebe selbst, für ihren Qualitätsbedarf, chemisch und mikrobiologisch aufbereitet werden muss.

3. Brauchwasser sollte die öffentlichen Wasserversorger durch eigene Leitungen preiswerter bereitstellen.

4. Insbesondere für Neuanlagen und neue Gewerbegebiete sollte die „zweite Leitung“ Pflicht werden.

5. Generell sollten Industriebetriebe Wasser in Kreisläufen fahren und auch ihr Abwasser geringerer Verschmutzung selbst aufbereiten. Die Anschlusspflichten nebst Anschlussgebühren an die öffentliche Versorgung müssen flexibler gestaltet werden, je nachdem was ein Unternehmen selbst leistet und leisten kann.

6. Trinkwasserversorger müssen sich öffnen für eine Kooperation mit Industriebetrieben, die oftmals wesentlich schneller agieren können als die öffentliche Hand.

7. Alle Wassernutzer müssen mit der gleichen Selbstverständlichkeit mit der sie inzwischen in Strom- und Wärmesparmaßnahmen investieren, dasselbe beim Wasserverbrauch ihrer Anlagen tun.

8. Der Bereich der öffentlichen Wasserversorgung muss in eine Diskussion zu einem neuen Umgang mit der Wasserversorgung von Industrie und Gewerbe einsteigen.

9. Wasserversorger und Bundesländer müssen massiv in die Sanierung maroder Leitungen investieren.

10. Die Bundesländer dürfen vereinnahmte „Wassercents“ nicht mehr in den allgemeinen Haushalten verschwinden lassen. Diese Abgaben müssen zum Steuerungsinstrument weiterentwickelt werden. Auch in der Art, dass Unternehmen die in Sparmaßnahmen, Wasserschutz und die Ressourcenentwicklung investieren davon entlastet werden.

11. Es bedarf der Finanzierung überregionaler Versorger- verbünde um das Versorgungsrisiko zu verringern.

12. In ganz Deutschland sind Maßnahmen zum „Anbau von Wasser“ zu fördern. Dazu gehören z. B. Humusaufbau, Waldumbau und Waldhumusaufbau, Moorrenaturierung und wasserhaltende Landschaftsgestaltung. Der Zustand des Bodens ist für die Zukunft der Wasserversorgung entscheidend.

13. Eine Gestaltung der Wasserrechte, die nicht darauf aus ist, Laufzeiten und Mengenerlaubnisse soweit zu senken, dass Investitionen abgewürgt werden, sondern umgekehrt die Erlaubnis zur Nutzung durch Unternehmen an ein umfassendes Engagement und Investitionen zum Ressourcenerhalt zu koppeln.

 

Klar ist, wir müssen jetzt handeln, damit der Wasserhahn auch in Zukunft mehr als nur tröpfelt.

Manfred Mödinger

Text von Dipl.-Ing. Manfred Mödinger

Weiterführende Informationen:
https://bio-mineralwasser.de

Foto: Mito Mito, pexels.com